Athletische Ausbildung im Grundlagentraining Nordische Kombination (Altersklasse 8-12 Jahre)
Philosophie und übergeordnete Ziele
In der goldenen Lernphase von 8 bis 12 Jahren legen wir den Grundstein für eine lange und erfolgreiche Karriere in der Nordischen Kombination. Unser Leitgedanke ist, die Begeisterung für Bewegung und den Sport zu wecken und zu erhalten. Das Training ist bewusst vielseitig, spielerisch und polysportiv gestaltet. Es geht nicht um frühe Spezialisierung, sondern um den Aufbau einer breiten athletischen Basis, die den jungen Sportlern später ermöglicht, komplexe Techniken zu erlernen und Belastungen standzuhalten. Der Spaß an der Bewegung steht immer im Vordergrund.
Hauptziele des Grundlagentrainings
Freude am Sport: Vermittlung von Spaß und Leidenschaft für das Skispringen und Bewegung im Allgemeinen.
Vielseitige Athletik: Aufbau einer breiten motorischen und athletischen Grundlage.
Körpergefühl: Entwicklung eines exzellenten Körper- und Bewegungsempfindens.
Technik-Basis: Erlernen der fundamentalen Bewegungsmuster des Skispringens auf spielerische Weise.
Gesundheit: Förderung einer gesunden körperlichen Entwicklung und Prävention von Verletzungen.
Das Training stützt sich auf 6 Kernbereiche (Säulen), die in jeder Einheit spielerisch miteinander verknüpft werden.
1. Säule: Koordination & Gleichgewicht
Bedeutung: Dies ist die absolute Grundlage für das Skispringen und für das Langlaufen. Ein gut entwickelter Gleichgewichtssinn und eine hohe Koordinationsfähigkeit sind entscheidend für die Stabilität, Präzision und Sicherheit in an alllen Bewegungsphasen.
Trainingsinhalte:
Gleichgewichtsparcours: Balancieren auf umgedrehten Bänken, Slacklines, Wackelbrettern, Seilen und rollenden Unterlagen.
Turnen: Grundelemente wie Rollen, Handstand, Radschlagen und Sprünge auf dem Trampolin schulen die Orientierungsfähigkeit in der Luft.
Spiele: Ballspiele aller Art (Werfen, Fangen, Prellen) verbessern die Auge-Hand-Koordination und Reaktionsfähigkeit.
Einbeinige Übungen: Einbeinstand auf verschiedenen Untergründen, einbeinige Sprünge und Landungen.
2. Säule: Beweglichkeit
Bedeutung: Eine gute Beweglichkeit ist essenziell für das Erreichen der optimalen Anfahrtshocke- und Flugpositionen. Sie ist zudem ein Schlüsselfaktor für die Verletzungsprävention.
Trainingsinhalte:
Dynamisches Dehnen: Spielerische Aufwärmübungen, die den Bewegungsumfang erweitern (z.B. Armkreisen, Hüftkreisen, Beinschwingen).
Beweglichkeitsspiele: "Twister", "Limbo" oder das Unterqueren und Überklettern von Hindernissen.
Kinder-Yoga: Einfache Yoga-Posen und -Flows zur Verbesserung der Flexibilität und Körperwahrnehmung.
3. Säule: Athletik & Rumpfkraft
Bedeutung: In diesem Alter geht es nicht um Krafttraining, sondern um den Aufbau einer stabilen Körpermitte (Rumpf) und die Fähigkeit, den eigenen Körper zu kontrollieren und zu stabilisieren. Ein starker Rumpf ist das Kraftübertragungszentrum bei jeder Bewegung.
Trainingsinhalte:
Tier-Bewegungen (Animal Walks): Bärengang, Krebsgang, Froschsprünge etc. zur ganzheitlichen Kräftigung.
Klettern & Hangeln: An Kletterwänden, Tauen oder Sprossenwänden zur Stärkung der Griffkraft und des gesamten Oberkörpers.
Rumpf-Spiele: Schubkarren-Rennen, Partnerübungen wie "Spiegelbild", spielerische Halteübungen (z.B. "wer kann am längsten die Brücke halten?").
Stabilitätsübungen: Übungen auf instabilen Unterlagen (z.B. Kniebeugen auf einem Weichboden).
4. Säule: Sprungkraft & Schnelligkeit
Bedeutung: Die explosive Kraft beim Absprung ist ein leistungsbestimmender Faktor. Im Kindesalter wird diese Fähigkeit vor allem über schnelle, reaktive Bewegungen und die Verbesserung der inter- und intramuskulären Koordination geschult.
Trainingsinhalte:
Sprungschule: Vielfältige Sprungvariationen (einbeinig, beidbeinig, seitlich, vorwärts, rückwärts) und Sprungfolgen.
Seilspringen: Fördert Rhythmus, Koordination und reaktive Sprungkraft.
Kleine Sprünge: Sprünge auf und von Kästen (niedrige Höhe), Hürdensprünge.
Schnelligkeitsspiele: Fangspiele, Staffelläufe und kurze Antritte auf akustische oder visuelle Signale.
5. Säule: Schanzentraining & Technik-Imitation
Bedeutung: Die auf dem Trockenen erlernten Fähigkeiten werden auf die Schanze übertragen. Der Fokus liegt auf der Automatisierung der Anfahrtshocke, dem Timing des Absprungs und dem Aufbau von Selbstvertrauen.
Trainingsinhalte:
Anfahrts-Training: Fahren in der Hocke auf Langlaufskiern, Mini-Skiern, Inlinern oder Rollwagen auf flachem und leicht abschüssigem Gelände.
Absprung-Training: Sprungbewegung im Trockenen von stabilen und rollenden Unterlagen.
Flug-Training: Flugübungen auf Balken, Affenschaukel, Imitation mit Fänger von stabilen und rollenden Unterlagen.
Landungs-Training: Telemark-Landung auf stabilen und instabilen Unterlagen.
Schanzen-Training: Matten- oder Schneeschanzen bei denen das Erleben des Fliegens und die sichere Landung im Vordergrund stehen. Der Umfang wird langsam gesteigert, die Qualität steht über der Quantität. Die Schanzengröße sollte immer angepasst an die individuellen Fähigkeiten und das Übungsziel sein. Grundsatz. Lieber etwas zu kleine Schanze als zu groß.
Videoanalyse: Einfache Videoaufnahmen werden genutzt, um den Kindern ihre eigenen Bewegungen aufzuzeigen (visuelles Feedback).
6. Säule: Ausdauer- und Techniktraining
Bedeutung: In diesem Altersbereich sollen Kinder vielfältige Bewegungserfahrungen in unterschiedlichen Ausdauerformen (Laufen, Radfahren, Skilanglauf, Schwimmen, Wandern) sammeln. Ziel ist es, einen ökonomischen Bewegungsrhythmus und eine stabile Technik spielerisch zu entwickeln. Eine gut entwickelte Ausdauer ist zudem auch für das Skispringen von großer Bedeutung, da sie die Konzentrationsfähigkeit, die technische Präzision und die Erholungsfähigkeit zwischen den Sprüngen verbessert.
Trainingsinhalte:
vielseitige Ausdauerspiele und Geländeläufe zur Schulung der Belastungsverträglichkeit.
Technikübungen auf Inlinern, Skirollern und Langlaufskiern zur Verbesserung der Bewegungsökonomie.
kombinierte Trainingseinheiten mit koordinativen Aufgaben (z. B. „Laufen mit Technikaufgaben“).
Förderung des Rhythmusgefühls durch wechselnde Intensitäten und Tempo.
Techniktraining im Ausdauerbereich: Eine saubere, ökonomische Bewegungsausführung beim Inlinern, Skirollern und Langlaufen verbessert nicht nur die Effizienz in der Langlaufdisziplin, sondern unterstützt auch die technische Stabilität und Körperkontrolle im Skispringen. Durch gezielte technische Schulungen unter ermüdungsfreien Bedingungen können Bewegungsqualität und Körpergefühl verbessert werden. Das sind wichtige Voraussetzungen, um auch im Sprungbereich präzise, kontrolliert und mit optimalem Krafteinsatz agieren zu können.
Methodik & Trainingsgestaltung
Vom Allgemeinen zum Speziellen: Das Training ist breit angelegt. Einmal pro Woche sollte eine Einheit in einer anderen Sportart (z.B. Turnen, Leichtathletik, Schwimmen) stattfinden.
Spiel vor Übung: Komplexe Fähigkeiten werden in spielerische Handlungen verpackt. Der Wettkampfcharakter in Spielen fördert die Motivation.
Positive Verstärkung: Die Trainer agieren als Motivatoren. Lob und konstruktives, einfaches Feedback stehen im Zentrum, um das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken.
Struktur einer Trainingseinheit (90 min):
1. Aufwärmen (15-20 min):
Lauf- und Fangspiele, dynamische Beweglichkeitsübungen.
2. Hauptteil (50-60 min):
Schwerpunkt auf 2-3 der oben genannten Säulen, oft in Form eines Circuit-Trainings oder einer spielerischen Parcours-Landschaft.
3. Cool-Down (10 min):
Ruhige Spiele, gemeinsames Dehnen, kurze Besprechung und positives Feedback.